AFR-Theatergruppe brachte herrlich morbide Komödie zur Aufführung
Die Lebenden, die Toten, der Seifenblasenengel und der Gevatter persönlich: Sie alle kamen auf der Bühne der Angela-Fraundorfer-Realschule zu Wort und entführten die Zuschauer in die Schattenwelt des Todes.
St. Peter, der uralte Straubinger Friedhof, stand dabei im Mittelpunkt des skurrilen Theaterstückes, welches aus der kreativen Feder von Theaterleiterin Mignon Dobler stammt.Die Ruhestätte so manches prominenten Straubingers diente dabei nicht nur als schaurig-romantische Kulisse; sie wurde sowohl durch das Bühnenbild als auch durch eine „Friedhofsführung vor Ort“ mit Leben gefüllt. So erfuhr das Publikum zu den per Beamer eingeblendeten Grabmälern amüsante Anekdoten aber auch manch traurige, nachdenklich stimmende Geschichte. Vertreten waren zum Beispiel Joseph Bayer, in längst vergangener Zeit Straubinger Bürgermeister und ausgefuchster „Bazi“ oder der Gründer des Straubinger Tagblattes, Clemens Attenkofer. Im Anschluss daran erweckten die jungen Akteure der AFR-Theatergruppe die Figuren zum Leben. Rosi, die Friedhofsgärtnerin (Karina Schmoll), musste dabei, typisch bayrisch-grantig, nicht nur „s’Laub“ aufräumen, sondern hatte auch mit der gar nicht so stillen „Belegschaft“ des Friedhofs zu kämpfen. Denn die Toten wollten weder in den ihnen zugewiesenen Gräbern bleiben noch die ihnen von der Gesellschaft zugedachten Rollen übernehmen. So beschwerte sich der letzte Straubinger Scharfrichter (schön traurig von Leni Wittenzellner verkörpert) bei der Bernauerin (Hannah Wittenzellner) und bei Ulrich Schmidl (Selina Weiß), dass ihm kein angemessener Grabstein errichtet wurde; er fühlte sich im Tod genauso ausgeschlossen wie im Leben zuvor. Auch die Semmelbröselerfinderin (Flora Mareck), der Glockengießer Gugg (Johanna Dengler) sowie der Seifensieder (Leyla Sali) wollten sich nicht an ihre Totenruhe halten und erzählten stattdessen Geschichten aus ihrem Leben. Ob Clemens Attenkofer (verkörpert von Melissa Müller) nicht doch eine dieser spannenden Anekdoten hätte drucken sollen?
Für Ordnung, auch nach seinem Tod, fühlte sich der Straubinger Bürgermeister verantwortlich (überzeugend dargestellt von Aaron Scheungraber), doch auch er hatte einer höheren Instanz zu gehorchen: dem Tod. Großer Auftritt im Glitzeroutfit für Abdulmajid Alabdualla, der als Tod alle Verstorbenen zur ewigen Party einlud. Der nun folgende Totentanz war sowohl musikalisch als auch künstlerisch perfekt inszeniert: Vom langsamen, getragenen Walzer hin zu diskoartigem Sound mit ausgeklügelter Choreographie und Lichteffekten aus dem Stroboskop (großes Lob an die Technikcrew Collin Schmidt und Melanie Gall) schien es, als wogten auf der Bühne wirklich Tote, die ihren letzten Tanz genossen.
Der Tod war es dann auch, der dem ausgelassen Treiben am Friedhof ein Ende bereitete, aber es wurde ein versöhnliches: Der Henker wurde in den Kreis der angesehenen Toten aufgenommen, Rosi verdiente sich mit Friedhofsführungen (Magdalena Gegenfurtner spielte die Touristin) ein Zubrot, der Türmer (Konrad Haase) fand seine Trompete wieder, Brauereibesitzer Loichinger und Frau (angemessen bierselig von Lorelai Pracher und Filiz Yildiz dargestellt) und auch die andere Toten fanden ihre letzte Ruhe in St. Peter. Am Ende macht nun einmal einer alle und alles gleich.
Das letzte Wort gehörte aber nicht dem Tod, sondern dem Gedichtengel (bezaubernd: Zoe Groß), der vom Seifenblasenengel (Giulya Negulescu) glitzernde Unterstützung erhielt: Das Leben gleicht einer Seifenblase. Man muss loslassen, aber jetzt leben wir noch. Also lassen wir es glitzern!
Großer Applaus für eine großartige Aufführung!