Theatergruppe spielte „Reineke Fuchs – wer gemein ist und wer was davon hat“
Stücke berühmter deutscher Autoren so in die Moderne zu übertragen, dass sie in der heutigen Zeit passen und verstanden werden, das ist die Schwierigkeit, vor der wohl jeder Theaterregisseur steht. Auch Mignon Dobler, die Leiterin der Theatergruppe der Angela-Fraundorfer-Realschule, möchte bewusst jedes Jahr einen Klassiker in die heutige Zeit „übersetzen“. Heuer nun hat sich die AFR-Theatergruppe mit Goethes 1793 entstandenem Epos „Reineke Fuchs“ beschäftigt: Der Fuchs als gerissener Räuber und schlauer Schelm, der seine dummen, betrügerischen Gegner vorführt, aber auch selbst als Sündenbock herhalten muss – eine wunderbare Geschichte über List und Tücke, Dummheit und Gier.
Ein Stück im Stück wurde in der vollbesetzten Turnhalle der AFR gezeigt: Eine Schülergruppe, wie man sie kennt. Coole Typen – von den Mädchen angehimmelt, Mitläufer, Loser, Streber. Jeder versucht, seine Stellung in der Gruppe zu behaupten, man ist auf seinen Vorteil bedacht – wer betrügt gewinnt!? Der Lehrer (Lisa Schraufstetter) soll einen Klassiker zur Aufführung bringen: „Reineke Fuchs“. Doch die „Proben“ gestalten sich schwierig, denn der Fuchs (Luisa Sturm) ist unzuverlässig. Was keiner ahnt: Er kämpft mit seinem Gewissen. Eine vorausgegangene Straftat (Aufbruch eines Kaugummiautomaten nach Anstiftung durch den Wolf, einem Klassenkameraden) bedrückt ihn. Weiter lügen oder zu seiner Tat stehen? Der Fuchs gerät immer mehr unter Druck.
Während die Schülerinnen der 7. bis 10. Klasse Menschen und Tiere gleichzeitig spielen, sich Realität und Spiel also immer weiter vermischen, sorgt die Livemusik der Fünftklässlerin Rabea Christl zusammen mit Musiklehrer Marius Sachse für die passende Untermalung. Selbst der alte Goethe ist mit dabei (illuminierte Dichterbüste und Fragmente des Originaltextes aus dem Off), Kunstsprache und Jugendsprache wechseln sich ab. Auf der Bühne zeichnet sich bald ab, dass die Schülergruppe einen Sündenbock sucht, der Fuchs als Schelm scheint geeignet. Der Wolf (geschickt umgesetzt von Regina Setz), von seiner Mitschuld ablenkend, provoziert den Fuchs, bis es schließlich zu einem finalen Kampf kommt, den der listige Fuchs gewinnt. Die Mitschüler sind begeistert. Doch damit gibt sich der Wolf nicht zufrieden. Noch ist der Automatenaufbrecher nicht überführt. Also wird dem Fuchs durch den ahnungslosen Hasen (bezaubernd blauäugig von Melanie Blaim gespielt) Beweismaterial untergeschoben. Schon triumphiert der Wolf, der Fuchs steht am Galgen. Doch bevor es zum Äußersten kommt, greift Lehrer Nobel – aus gar nicht so noblen Gründen – ein, die „Szene“ wird abgebrochen.
Wer betrügt gewinnt? Diese Frage konnte sich am Ende der gelungenen Interpretation jeder selbst stellen.