Vom Kuhfladenfeuer zum Solarofen

AfghanistanAnnette Erös referierte über Afghanistan-Hilfe

Afghanistan: Die Stichworte Taliban, Bürgerkrieg und Armut verbindet wohl fast jeder mit dem Land am Hindukusch, aus dem uns derzeit viele Flüchtlinge erreichen. Damit die Schüler mehr Details über das Leben der Menschen in der islamischen Republik und Hilfsmöglichkeiten aus erster Hand erfahren konnten, wurde nun Annette Erös zu einem Vortrag an die AFR eingeladen. Sie betreibt seit 1998 zusammen mit ihrem Mann Dr. Reinhard Erös die Kinderhilfe Afghanistan, welche in den Ostprovinzen des krisengeschüttelten Landes mit dem Bau von Dorf- und Oberschulen, Waisenhäusern, Krankenstationen, Computerausbildungszentren und Berufsschulen humanitäre Hilfe und Wiederaufbauhilfe leistet.

Anhand von erschreckenden Zahlen zeigte Erös auf, dass vor allem eine Verbesserung des Zugangs zu Bildungsmöglichkeiten für die Bevölkerung in Afghanistan Dreh- und Angelpunkt einer nachhaltigen Aufbauhilfe sein muss: Die russische Invasion, der Bürgerkrieg und die Kulturfeindlichkeit der Taliban hätten große Teile der Bevölkerung ohne jeden Zugang zu Bildung aufwachsen lassen. Die Analphabetenrate sei mit etwa 70% extrem hoch. Besonders betroffen: Frauen – sie seien auch heute noch zu etwa 90% Analphabetinnen. Diese mangelnde Bildung stürze einen Großteil der Bevölkerung in einen Teufelskreis aus Armut, großem Kinderreichtum und oftmals auch Empfänglichkeit für religiösen Fundamentalismus. „Was hat das aber mit Deutschland zu tun?“ lautete nun Erös‘ Frage an die Realschülerinnen und -schüler. Die aufgezeigte Perspektivlosigkeit vieler Menschen zusammen mit den Bedrohungen durch Taliban und zunehmend auch durch den sogenannten IS hätten – so erkannten es nun auch die Zuhörer – die verstärkten Fluchttendenzen ausgelöst.

„Was hilft den Menschen in Afghanistan also konkret dabei, im eigenen Land erfolgreich leben zu können?“ fragte Erös weiter. Mit Hilfe von eigenen Fotos zeigte die Referentin auf, wie mit teilweise geringen Mitteln die Hilfe zur Selbsthilfe gelingen könne: Solaröfen statt Kuhfladenfeuer, Mädchenschule statt Kinderarbeit, Computerunterricht statt Feldarbeit.

Mit einem langen Applaus bedankten sich die Schüler am Ende des Vortrags für die anschaulich vermittelten Einblicke in das Leben in Afghanistan, wo der Bevölkerung unendlich geholfen wäre, wenn sich das Wort ihres Propheten Mohammed endlich noch mehr durchsetzen würde: „Die Tinte des Schülers ist heiliger als das Blut des Märtyrers.“